Unterstützung trotz Mauer

Kurz bevor das Blindenhilfswerk Berlin seinen 75. Geburtstag feierte, passierte genau heute vor sechzig Jahren etwas, was Vieles in Deutschland veränderte: Am 13. August 1961 wurde begonnen, die Mauer, die das Land und auch Berlin für mehrere Jahrzehnte sichtbar in Ost und West aufteilte, zu bauen. Was viel Leid für Familien, Freundschaften und die gesamte Gesellschaft verursachte, stellte auch das Blindenhilfswerk Berlin vor neue Herausforderungen und Aufgaben.

Als das Blindenhilfswerk Berlin 1951 wieder offiziell die Vereinsarbeit aufnehmen durfte, versuchte es für alle blinden und sehbehinderten Berliner*innen und ebenso Brandenburger*innen eine Anlaufstelle zu sein. Sachspenden, die das Blindenhilfswerk Berlin nach 1945 aus der Schweiz, Schweden, den USA und anderen westlichen Ländern erhielt, sollten daher auch Ost-Bewohner*innen mit Seheinschränkungen erreichen. Deshalb erfolgten Spendenausgaben, zu denen explizit nur sie eingeladen wurden. Hierfür wählte die Blindenkommission im Vorfeld die bedürftigsten Personen aus.

Zu dieser Zeit wurde es bereits immer schwerer Einwohner*innen des Sowjetischen Sektors zu unterstützen. Der Verein half zunehmend verdeckt, weitgehend anonym – und vor allem durch finanzielle Mittel. Im Jahre 1953 zahlte der Verein an Beihilfen für Ostbewohner*innen insgesamt 9.500 DM, 3.850 Ostmark und 1.750 DM zinslose Darlehen.

Die Errichtung der Mauer verschärfte diese Situation und führte für das Blindenhilfswerk Berlin zu weiteren Veränderungen. Zum einen verlor es vier Mitarbeiter, da diese in Ost-Berlin wohnten. Zum anderen musste die direkte Verbindung zu den blinden und sehbehinderten Menschen des anderen Berliner Teils vorerst abbrechen. Dem Blindenhilfswerk Berlin lag aber viel daran, ihnen zu zeigen, dass der Verein weiterhin an sie denkt und nach seinen Möglichkeiten für sie da ist. Ein Weg, der das zeigen sollte, war beispielsweise, die Adressen, die durch den bisherigen Kontakt vorhanden waren, dafür zu nutzen, ab 1961 anlässlich der Weihnachtsfeiertage Pakete zu versenden. Auch darüber hinaus wurde Notwendiges, z.B. Geräte für Handwerkarbeiten, nach Ost-Berlin verschickt.

Aber nicht immer konnten Lösungen gefunden werden. Manche Herzensangelegenheiten fanden aufgrund der politischen Verhältnisse ihr Ende. So auch das erstmalig 1909 bezogene Feierabendheim in Potsdam-Rehbrücke. Das Wohnheim, in dem Menschen mit Seheinschränkungen ihren Ruhestand verbringen konnten, wurde 1963 endgültig durch einen Beschluss des Rates des Kreises Potsdams enteignet.

Mitte der 60er Jahre kam das Blindenhilfswerk Berlin mit den Rentner*innen aus Ost-Berlin und Brandenburg durch die neuen Reisemöglichkeiten vom Osten in den Westen wieder in Kontakt. Der Verein bot den Besucherinnen und Besuchern eine vorübergehende Unterkunft mit Verpflegung und unterstützte mit finanziellen Mitteln.

Die damalige politische Lage machte es dem Blindenhilfswerk Berlin zwar schwer für alle Berliner*innen mit Seheinschränkungen gleichermaßen da zu sein – nichts desto trotz gab der Verein nicht auf und half soweit es ihm irgendwie möglich war.

Ihre Ansprechpartnerin

astrid fischer
Blindenhilfswerk Berlin e.V.

 

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