Einblick in die Seheinschränkungen

Unsere Ehrenamtlichen sind vielfältig aktiv: Sie begleiten blinde und sehbehinderte Menschen zum Arzt, unterstützen beim Einkauf, helfen uns bei Veranstaltungen und führen mit uns oder auch alleine regelmäßige Angebote durch. Ein offenes Ohr für unsere Mieterinnen und Mieter während ihres Einsatzes zu haben, ist für sie dabei selbstverständlich. Außerdem ist ihnen wichtig, Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes und auch im übertragenen Sinne nicht auf die Füße zu treten. 

Während einige Engagierten schon sehr lange beim Blindenhilfswerk Berlin sind, ist ein großer Teil erst in der frühen Vergangenheit zu uns gekommen. Viele von ihnen hatten vorher wenig bis keine Berührungspunkte mit blinden und sehbehinderten Menschen. Ihr Engagement war deshalb anfangs nicht selten mit Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen gestartet. Meist verflogen die Ängste aber schnell, weil unsere Mieterinnen und Mietern ihre Hilfe offen annahmen und gleichzeitig sagten, wo sie wann und wie Unterstützung benötigten.

Nichts desto trotz wünschten sich unsere Ehrenamtlichen mehr Hintergrundwissen und Techniken, um ungünstige Situationen während ihres Engagements zu vermeiden. Wir luden deshalb Michaela Franke zu uns ein. Sie ist Rehabilitationslehrerin für blinde und sehbehinderte Menschen im Bereich Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) sowie Orientierung und Mobilität (O&M). An zwei Nachmittagen wollte sie Ehrenamtlichen und auch Mieterarbeiter*innen des Teams aufzeigen, wie vielfältig Seheinschränkungen sind, was das für Auswirkungen hat und zu welchen Missverständnissen das im Alltag mit Vollsehenden führen kann. Warum hält der eine sehbehinderte Mensch den Kopf immer so schräg, wenn er mit jemanden redet? Wieso läuft jemand mit Langstock, wenn er in der Bahn doch ein normales Buch liest? Weshalb können manche besser sehen, wenn es eigentlich schon ganz schön dunkel ist? Mit verschiedenen Simulationsbrillen erfuhren die Teilnehmer*innen die Schwierigkeiten etwas zu erkennen oder zu lesen, wenn man eine von vielen Seheinschränkungen hat. Der Selbsttest zeigte vor allem, wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Betroffenen sein können. Michaela Franke stellte gleichzeitig aber auch Hilfsmittel vor. Nicht nur den Langstock, der allen natürlich bekannt war, sondern auch Lupen, Vergrößerungsgläser und Brillen. Ein wichtiger Teil war auch das Begleiten – wie führe ich richtig? Wie wird elegant und unkompliziert die Richtung gewechselt oder durch eine Tür gegangen, die geöffnet und geschlossen werden muss? Wie gehe ich mit Betroffenen die Treppe herunter und wie zeige ich den Stuhl? Auch hier folgte die gemeinsame praktische Übung. Am Ende hatten alle etwas dazu gelernt –  die ehrenamtlich Engagierten und auch die Mitarbeitenden, unabhängig davon, wie lange man schon dabei ist. Die Selbsterfahrung und insbesondere der Vergleich untereinander öffneten allen Teilnehmenden die Augen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Bei einem Glas Wein und einer Kleinigkeit zu essen war am Ende noch Raum für den Austausch über Erfahrungen, Erlebnisse oder offene Fragen. Der Geschäftsführer des Blindenhilfswerkes Berlin Carsten Zehe und Elfi Schwab, unter anderem verantwortlich für die Ehrenamtskoordination, sprachen an dieser Stelle ihren Dank für das umfangreiche Engagement der Ehrenamtlichen aus. Denn wir erleben jede Woche tolle Menschen, die das Herz am richtigen Fleck tragen. Sie schenken uns beziehungsweise Menschen mit Seheinschränkungen etwas unglaublich Wertvolles: Ihre Zeit!

Ihre Ansprechpartnerin

astrid fischer
Blindenhilfswerk Berlin e.V.

 

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