Durch die Kindheit ins Ehrenamt

5. Dezember 2021 | Aktuell Über uns

Heute ist der Tag des Ehrenamts! Auch beim Blindenhilfswerk Berlin engagieren sich mehrere Menschen ehrenamtlich. Sie begleiten Mieterinnen und Mieter zu Terminen, zum Einkaufen oder anderen Aktivitäten, unterstützen uns bei Veranstaltungen und sind Lauf- sowie Tandempaten. Ein Ehrenamtlicher fühlt sich ganz besonders verbunden zum Verein.

Dagmar Witzky kennt das Blindenhilfswerk Berlin schon sehr lange. Als sie 1975 ihre Ausbildung als Möbelflechterin beendete, verließ sie das Schulinternat nebenan und bezog ein Zimmer vom Blindenhilfswerk Berlin. Damals handelte es sich noch um ein Wohnheim für blinde und stark sehbehinderte Menschen. Die eigene, jetzige Wohnung bezog sie nach einem Umbau des Gebäudes 1988. Bis zu ihrer Rente arbeitete sie in der Werkstatt des Vereins.

Auch Detlef Simbritzki kennt das Gelände aus früheren Zeiten sehr gut – nicht als Bewohner, sondern als Enkel des ehemaligen Gärtners Willi Simbritzki und der Köchin Berta Simbritzki, die beide im Erdgeschoss wohnten. Als Kind verbrachte Detlef Simbritzki seit seiner Geburt deshalb hier regelmäßig seine Ferien, stromerte auf dem Gelände herum, half seinem Opa beim Rasen sprengen, spielte mit seiner Schwester oder dem Hund seiner Großeltern und erkundigte die Kellerräume mit den großen, klappernden Wäschemangeln.

Ein Junge spielt Fußball auf dem Gelände des Blindenhilfswerkes Berlin. Es ist eine Schwarzweiß-Aufnahme und entstan in den 50er Jahren
Detlef Simbitzki auf dem Gelände des Blindenhilfswerkes Berlin beim Ballspiel Mitte der 50er Jahre.

1973 gingen Detlef Simbritzkis Großeltern in Rente. Er selbst verließ als junger Erwachsener schon zuvor Berlin und zog gen Süden. Als er später in die Heimat zurückkehrte, rückten auch die Erinnerungen an das Blindenhilfswerk Berlin wieder mehr ins Bewusstsein. Jedes Mal, wenn er in der Nähe war oder am Gelände vorbeilief, kamen die Gedanken an die Ferienzeiten zurück: „Ich dachte zum Beispiel daran, wie ich hier heimlich hinter den Büschen geraucht habe. Oder an das Grab vom Poldi, der Spitz meines Opas. Ich hatte ein selbstgemachtes Kreuz bei dem Baum, wo er begraben wurde, aufgestellt.“ Als ein Tag der offenen Tür stattfand, war ihm klar, dass er ein Besucher der Veranstaltung sein würde. Im Gespräch mit einer damaligen Mitarbeiterin des Blindenhilfswerkes Berlin erfuhr er dann, dass es die Möglichkeit gäbe, sich freiwillig zu engagieren.

Ein gemaltes Bild von Detlef Simbritzki. Es zeigt den Blick vom Gelände des Blindenhilfswerkes Berlin auf die Gebäude der Lepsiusstraße. Im Vordergrund sieht man die alte Garage.
Als Jugendlicher malte Detlef Simbritzki ein Bild vom Gelände des Blindenhilfswerkes Berlin. Das Bild hing lange Zeit bei den Großeltern in der Wohnung. Heute hängt es in seiner eigenen Wohnung.

Detlef Simbritzki ist seitdem wieder ein regelmäßiger Gast im Blindenhilfswerk Berlin. Nahezu jeden Donnerstagvormittag trifft er Dagmar Witzky als Ehrenamtlicher. „Ungefähr seit fünf Jahren“, schätzt er. Dagmar Witzky, die ein unglaublich gutes Gedächtnis hat, weiß es ganz genau und sagt „Am 30. August 2016 lernten wir uns zum ersten Mal kennen.“ Ganz zu Anfang saßen sie draußen zusammen und unterhielten sich einfach. Auf Dagmar Witzkys Initiative hin, fingen sie dann an, auch immer eine kleine Strecke zu Fuß zurückzulegen.

Mittlerweile gehen sie zu Beginn ihres Treffens fast bei jeder Wetterlage zusammen eine Runde spazieren. „Wir sind auch schon richtig nass geworden. Und das eine Mal war es ziemlich stürmisch. Da hatten wir etwas Angst, dass uns etwas auf dem Kopf fällt“, erzählt Detlef Simbritzki. Dagmar Witzky erinnert sich ebenfalls und lacht. Ihr bedeuten die Spaziergänge viel: „Bewegung ist wichtig! Ich kann mich aber nicht so gut orientieren wie manch andere blinde und sehbehinderte Menschen. Deshalb brauche ich dafür eine Begleitung.“ Im Anschluss sitzen beide in der Regel noch etwas zusammen, unterhalten sich oder Detlef Simbritzki liest Kurzgeschichten vor. Auch zum Friseur gehen sie manchmal gemeinsam.

Eine ältere Dame mit Blindenabzeichen und ein ebenfalls älterer Herr sitzen nebeneinander auf einer CouchDagmar Witzky und Detlef Simbritzki treffen sich seit über fünf Jahren regelmäßig einmal in der Woche .

Zwischen den beiden hat sich über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Oft wird zusammen gelacht und über aktuelle Themen sowie zurückliegende Reisen gesprochen. Detlef Simbritzki freut sich, dass er aus gutem Grunde regelmäßig im Blindenhilfswerk Berlin sein kann. „Ich bin sehr gerne hier. Früher habe ich mich hier zuhause gefühlt und dieses Gefühl ist auch schnell wiedergekommen.“

Wir freuen uns über weitere Ehrenamtliche, die sich in verschiedenen Bereichen engagieren können! Melden Sie sich gerne bei uns!

Ihre Ansprechpartnerin

astrid fischer
Blindenhilfswerk Berlin e.V.

 

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